Navigation anzeigen

Die Schule

Das Camillo Sitte Bautechnikum bzw. vormals die Camillo Sitte Lehranstalt – Höhere Technische Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien III liegt- als größte Schule Ihrer Art- im 3.Bezirk in Wien, neben dem Quartier St.Marx.

Die Vorläuferin unserer HTL war die 1842 geplante und 1846 eröffnete "Gewerbliche Zeichenschule" (Zeichenanstalt). In dieser wurde vornehmlich Bauzeichnen geübt. Die Leitung hatte Direktor Architekt Wilhelm Westmann inne. Im Jahre 1878 wurden eine Werkmeisterschule und die "Zeichenschule für Meister und Gehilfen" angegliedert, speziell geometrisches Zeichnen und Freihandzeichnen wurden vermittelt. Aufgrund der "kaiserlichen allerhöchsten Entschließung" und per Erlaß vom 22.5.1880 wurde die Schule unter der Leitung von Direktor Gustav Gugitz komplett zur Staatsgewerbeschule. Der erfolgreiche Stadtbautheoretiker und bedeutende Architekt Camillo Sitte wurde von Salzburg nach Wien gerufen- betrieb die Neuerrichtung des Schulgebäudes am Hegelplatz (Schellinggasse)- und war vom 1.9.1883 bis zu seinem Tod im Jahre 1903 Direktor dieser führenden technischen Schule der Monarchie im 1. Wiener Gemeindebezirk. Camillo Sitte, der in der Welt gefeierte Wiedererwecker des künstlerischen Städtebaus , der Begründer einer modernen Städtebaukunst, kam am 17.April 1843 in der Wiener Vorstadt Landstraße als Sohn des freischaffenden Architekten Franz SITTE zur Welt.

Später wurde der Schule ein "Atelier für Baustoffuntersuchungen" angegliedert, es stand unter der Leitung von Prof. Hanisch. Im Jahre 1896 erhielt das baugewerbliche Laboratorium sein Programm und eine Tarifordnung und die Lehrpläne wurden erheblich geändert, damals entbehrlich scheinende Stoffgebiete wurden gestrichen, eine Konzentration auf das Wesentliche unter Verringerung des Lehrstoffes wurde versucht. Unterrichtszeit 44 Wochenstunden. Also ähnelten die Reformen der damaligen Zeit beachtlich denen von heute. Das Notwendige geschah weiterhin, das Modische wechselte wie immer.

1897 wurden der Lehrwerkstättenunterricht, "Gewerbehygiene" und Unfallverhütung eingeführt, das Ausleseprinzip wurde verschärft, die Aufnahmebedingungen wurden erschwert. Mitten im Umbruch der technischen Gewerbeschulen erlag Camillo Sitte am 11.11.1903 einem Schlaganfall. Im Jahre 1912 wurde von Dir. Raubal auf dem Schulgelände in 1030 Wien, Leberstrasse 4, erstmals der "Schulbauhof" gegründet und es wurden drei Hallen für Werkunterricht geplant und gebaut. Im Jahre 1914 brach das Unheil auch über die Schule in vollem Unfang herein, der Krieg "rief die Studierenden zu den Fahnen". Nach Kriegsende im Herbst 1918 durchlitt die Schule aufgrund des staatlichen Zusammenbruchs eine "jämmerliche Zeit". Die Technik schritt weiter, auf Grund der mittlerweile beachtlichen Bedeutung und Größe der Schule wurde sie 1922/23 zur "Technisch-gewerblichen Bundeslehranstalt" und es wurden ab 1922 die Abteilungen Hochbau und Tiefbau getrennt geführt. Später Errichtung eines Klassentraktes für "Bauhandwerker".

1934/35 wurde erstmals Religionsunterricht erteilt und ab 1935/36 wurde- als vormilitärische Ausbildung- "Luftschutzunterricht" eingeführt. Der politischen „Säuberungs“-Welle, welche dem deutschen Einmarsch vom März 1938 folgte, fielen zahlreiche verdiente und erfolgreiche LehrerInnen – vom Direktor abwärts – und auch SchülerInnen zum Opfer. Im Schulgebäude wurde weiters das Oberkommando der 9.Armee untergebracht. In den Jahren des Krieges sank die SchülerInnenzahl von 722 auf 375 und es standen nurmehr 29 LehrerInnen zur Verfügung. Immer öfter war auf Namenslisten hinter dem Namen der Vermerk "zum Wehrdienst einberufen" zu lesen. Allgemein wurde "der Abbruch der bisher so erfolgreichen schulischen Entwicklung" nach 1938 beklagt und abteilungsfremde Gesichtspunkte bewirkten eine Umordnung und Umwertung der Unterrichtsgegenstände.

Ab 1942 erzwingen die kriegsbedingten Unterrichts-Ausfälle und zunehmenden Luftangriffe häufig  Not-Abschlußprüfungen. Die Notingenieurprüfungen drückten das Niveau. Aufgrund des 2.Weltkrieges und der vielen Opfer unter SchülerInnen und LehrerInnen und aufgrund der schweren Kriegsschäden an Schulgebäuden konnten Kleingruppen in ungeheizten fensterlosen Räumlichkeiten unterrichtet werden. Die Zahl der Gefallenen erreicht 1943/44 einen traurigen Höchststand und "die Schwierigkeiten werden in stiller Opfergröße ertragen" (Zitate aus Festschrift 1955).

Durch Bombardements wurden bis Mai 1945 mehr als 100.000 Bomben auf die Stadt Wien abgeworfen. Durch Bombeneinschläge wurden 6.200 Gebäude vollständig und 13.000 schwer zerstört, Straßen waren unpassierbar, 120 Brücken waren eingestürzt und 87.000 Wohnungen waren unbenützbar. Auf 1.000 Gebäude entfielen 420 Beschädigte. Zum Wiederaufbau und damit zur Wiedererrichtung Österreichs leisteten SchülerInnen und AbsolventInnen der Bautechnik-Abteilungen wertvolle Beiträge.

Ab 1945 Führung als "Bundesgewerbeschule Wien I". Weiters bringt die "Ischler Reform" im Jahre 1946 neue Stundentafeln. Ab 1956 Einführung des "2.Bildungsweges für Berufstätige", ab 1962 Führung der Schule als HTBLuVA. Weiters ab 1962/63 zusätzlich die Versuchsanstalt für Baustoffe, die dann 1972 autorisiert wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die "Bauhofklassen" der Bauabteilungen aus Platzgründen teilweise in den 3. Bezirk in die Leberstraße übersiedelt. Zuerst zogen nur einige Klassen um, darunter die HTL Flugtechnik, die später zur HTBLA Eisenstadt übersiedelte.

Im September 1980 wurden "100 Jahre Schellinggasse" gefeiert.

Bis in die 80iger-Jahre blieben die Bauschulen lediglich „Abteilungen“ der berühmten Schule "Schellinggasse". Nach der völligen Umgestaltung des Gebäudekomplexes durch die Architekten Nehrer und Medek zogen schließlich die Abteilungen für Hochbau, Tiefbau und Bauwirtschaft ab dem Jahr 1982/ 83 komplett um, und die Schule wurde selbstständig.

Direktor: HR Arch. Dipl.-Ing. Jakob KHAYAT

Etwa 1.200 Schüler/-innen und Studierende erlernen jährlich die bautechnischen Grundlagen in der größten Bauschule Österreichs, in Tages- und Abendschulen.

Folgende Schultypen werden als Tagesschule angeboten:

  • Höhere Lehranstalt für Bautechnik - Hochbau
  • Höhere Lehranstalt für Bautechnik - Tiefbau
  • Höhere Lehranst. Bautechnik - Bauwirtschaft
  • Fachschule für Bautechnik und Bauwirtschaft
  • Kolleg für Bautechnik - Hochbau
  • Kolleg für Bautechnik - Tiefbau
  • Bauhandwerkerschule für Maurer und Zimmerer

Weiters wird als Abendschule berufsbegleitend angeboten:

  • Vorbereitungslehrgang Bautechnik für Berufstätige
  • Höhere Lehranstalt für Berufstätige für Bautechnik - Hochbau und Bauwirtschaft
  • Kolleg für Berufstätige für Bautechnik - Hochbau und Bauwirtschaft

Bauhof

Auf Anregung des k.k. Arbeitsministeriums wurde im Jahr 1912 in Wien 3., Leberstraße 4 ein eigener Schulbauhof nach Plänen des Direktors Nikolaus Raubal und des Zimmermeisters Prof. Baudoin errichtet. Neben dem Freigelände für Arbeiten wie Pilotenschlagen oder Gerüstbau entstanden drei Hallen (Werkhallen, Maschinenhalle) nebst Umkleide- und Sanitärräumen.

Neuerrichtung 1982/83: am Schulbauhof und in den Werkstätten der HTL werden Unterrichtseinheiten und Module für das bautechnische Praktikum und Produktionstechnik gehalten. So kann allen SchülerInnen und Studierenden die Möglichkeit gegeben werden, praktische Arbeiten aus der Sicht des Handwerkers zu erlernen. Dies eröffnet im späteren Berufsleben die wertvolle Chance, Aufgaben und deren Umsetzungen aus der Sicht der Technikerin/ des Technikers, aber auch des Praktikers einzuschätzen und evaluieren zu können.

Das bautechnische Praktikum ist in die Bereiche Arbeitsvorbereitung, Maurerei, Zimmerei, Tischlerei, Werkstätte und Schmiede/Metallbearbeitung unterteilt. Weiters sind räumlich/ funktionell die Materialprüfung, das Erdbau- und das Betonlabor mit Betonprüfung und Güteüberwachung angeschlossen.

Bauhofleiter:

PLEYER Andreas, Bmstr. Dipl.-Ing. Dipl.-Päd. BEd.

Versuchsanstalt

Gründung 1962, Autorisierung 1972. Die Camillo Sitte Versuchsanstalt umfasst zwei Abteilungen: Fachbereich für Baustoffe und Bauphysik Fachbereich für Grundbau und Bodenmechanik Das Forschungsinstitut betätigt sich in der Ausarbeitung der baufachlichen ÖNORMen, ist amtliche Prüf- und Akkreditierungsstelle, übernimmt bauphysikalische Prüfungen und Messungen in Dienstleistung, und betreibt werkstoffkundliche Grundlagenforschung.